Früher – lang, lang ist’s her – war Gingst eine der Hochburgen des Handwerks auf Rügen. Vom Mittelalter an bis ins 19. Jahrhundert waren hier Schneider, Weber, Schuster und viele andere Gewerke ansässig.
Diese Tradition auch heute noch aufzuzeigen, dazu wurde 1971 das Heimatmuseum in Gingst gegründet. In den Historischen Handwerkerstuben der beiden alten Fachwerkhäuschen, die zum Museumshof gehören, erfährt der Besucher viel über die Lebensverhältnisse von früher, bekommt einen kleinen Einblick in die Arbeitswelt vergangener Zeiten, kann sich ein Bild machen, wie die Menschen damals wohnten.
Doch seit Mitte Oktober ist das Heimatmuseum Gingst geschlossen, obwohl die Winterpause erst im November beginnen sollte. Aber die Erkrankung einer Mitarbeiterin führte nun zur vorzeitigen Schließung, da auch die zweite Mitarbeiterin nach Auslaufen ihrer Arbeitsmarkt-Fördermaßnahmen nicht mehr beschäftigt werden kann.
Wie es nach der Winterpause weitergehen soll, ist für Bürgermeister Jürgen Briese ein Rätsel. Denn Geld für das Museum und die dort Beschäftigten hat die Gemeinde nicht mehr, seit ihr das Land Mecklenburg-Vorpommern 2006 den Status als Zentralort strich. Damit verbunden waren finanzielle Leistungen zum Aufrechterhalten der Infrastruktur, wozu halt auch Mittel für das Museum zählten, die nun nicht mehr zur Verfügung standen.
Seitdem wurschteln sich die für das Museum Verantwortlichen so durch, nutzen, wo es geht, Förderprogramme, um die Mitarbeiterinnen für ihre Arbeit bezahlen zu können. Die Leiterin des Museum ist nur für die Saison auf 400-Euro-Basis beschäftigt – mehr sparen geht eigentlich nicht. Und so blickt der Bürgermeister sorgenvoll in die Zukunft. In eine Zukunft, die er sich ohne das Heimatmuseum, das touristische Glanzlicht der Gemeinde, nicht vorstellen mag. Doch vielleicht kommt ja von irgendwo ein Lichtlein her . . .
Mehr über Gingst in unserem Rügen A-Z: http://www.ruegenurlaub.de/ruegen-a-z/gingst.html