Während die Menschen in Sellin in diesen Tagen das 20. Seebrückenfest feiern, wird an der Seebrücke von Binz heute, am 28. Juli 2012, des großen Unglücks gedacht , das sich just 100 Jahre zuvor hier ereignet hat.
Der 28. Juli 1912 war ein Sonntag. Sonnig war es. Und heiß. Wie es an einem Sommertag sein sollte. Unzählige Menschen tummelten sich auf der Seebrücke zu Binz, dem 560 Meter langen Aushängeschild des Ostseebades. Sie waren guter Dinge, fröhlich und unbeschwert. Bis zu dem Zeitpunkt, als gegen 19 Uhr der Dampfer „Kronprinz Wilhelm“ am Landungssteg anlegte und der Brückenkopf plötzlich zusammenbrach.
Mehr als 100 Menschen stürzten ins Wasser, 14 davon ertranken – in Sichtweite des rettenden Ufers und trotz emsigen Bemühens der vielen Zeugen des Geschehens. Zwei weitere starben in den folgenden Tagen an ihren Verletzungen.
Dieses tragische Unglück an der Seebrücke von Binz ist in der Geschichte des deutschen Bäder-Tourismus ohnegleichen – führte aber dazu, dass ein Jahr später, im Oktober 1913, die Deutsche Lebensrettungs-Gesellschaft (DLRG) mit dem Ziel, Menschen vor dem Ertrinken zu bewahren, ins Leben gerufen wurde.
Bereits 1798 rief Johann Christoph Friedrich GutsMuths, der als der Großvater des Turnens gilt, in seinem „Kleinen Lehrbuch der Schwimmkunst im Selbstunterrichte“ zum Schwimmen-Lernen auf. Notwendig war dies allemal – nach DLRG-Angaben konnten zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts nur rund drei Prozent der Bevölkerung schwimmen. Mit traurigem Ergebnis: im Jahr 1912, dem Jahr des Unglücks an der Binzer Seebrücke, starben annähernd 5000 Deutsche durch Ertrinken. 2011 wurden nur noch 410 Menschen Opfer der Fluten. Ein Erfolg letztlich auch der DLRG.
Diese Zahl aber ist wieder im Steigen begriffen. Immer weniger Kinder in Deutschland lernen Schwimmen. Nur noch rund 15 Prozent der deutschen Grundschüler lernen in ihrer Schulzeit Schwimmen. Einer der Gründe: Immer mehr Kommunen verzichten, unter Sparzwang stehend, auf die Bereitstellung von Frei- und Hallenbädern. Aus Sicht der DLRG ein verhängnisvoller Weg. Und: immer häufiger werden Kinder von ihren Eltern aus religiösen oder kulturbedingten Gründen vom Besuch der Schwimmbäder abgehalten.
Mehr zu diesem Thema und Binz ganz allgemein unter
www.dlrg.de
www.ostseebad-binz.de
www.ruegenurlaub.de/ruegen-a-z/binz